Geschichte der Falknerei:

Sehr wahrscheinlich haben Menschen bereits vor ca. 4.000 Jahren im südasiatischen Steppengürtel die Anfänge der Falknerei begründet. Man hat dort bei Ausgrabungen Greifvogelskelette mit Ledermanschetten und Geschühriemen an den Beinen neben Menschenskeletten gefunden.

 

In früherer Zeit hat vielleicht einmal ein Jäger einen Falken bei der Jagd beobachtet. Wie er sich in den Himmel schraubte, plötzlich über eine Schwinge abkippte, größer und größer wird und in einem rasanten Steilstoß auf einen krähengroßen Vogel tief unter ihm stürzt. Er sieht den schnellen Todesstoß, aufwirbelnde Federwolken und dass durch den heftigen Aufprall der Vogel tödlich verletzt zu Boden stürzt. In einem eleganten Steilstoß, um die eigene Geschwindigkeit abzufangen, stößt der Falke erneut in den Himmel, kippt dann über eine Schwinge ab und landet sicher auf der Beute am Boden. Sicherheitshalber beißt er sofort mit einem Biss seines kräftigen Schnabels den Nackenwirbel seiner Beute durch, um sie endgültig zu töten.

Staunend und neidisch sieht das unser Jäger, er hat heute kein Wild erlegt und muss hungrig bleiben. Er hat nur die Möglichkeit am Boden zu jagen, beschränkt auf wenige Meter, denn weiter kommt er nicht mit Pfeil oder Speer.

Vielleicht ist hier der Wunsch entstanden einmal „mit“ dem Falken zu jagen.

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                                                                                                                                                              Sakerfalke

 

 

Die Vögel, wenn sie nestjung dem Horst entnommen werden, gewöhnen sich an den Menschen als Futterspender. So können sie alsbald auch frei geflogen werden. Diesen Eigenschaften ging man dann systematisch nach, um sie zu festigen und sich zu Nutze zu machen. So fing man an, sie für die Jagd auszubilden, wobei das Wissen über diese Methoden von Generation zu Generation weiter gegeben wurde.

 

In viel späteren Jahren, insbesondere im Mittelalter, war die Beizjagd ein Vergnügen der Fürsten und Könige, also des Adels.

Besonders die europäische Falknerei wurde durch den Staufenkaiser Friedrich II (1194 - 1250) geprägt.

Er beherrschte mehrere Sprachen, war natur-kundlich sehr bewandert und in seinem Wesen und Wissen seiner Zeit weit voraus. Er schrieb unter anderem das bis heute gültige Buch:

„De arte venandi cum aribus“ - „Von der Kunst mit Vögeln zu jagen“

Dieses in mühevoller Arbeit erschaffene Buch wird als die „Bibel“ der Beizjagd angesehen. In seinen 6 Bänden behandelt es die Kunst mit Vögeln zu jagen, Abrichtung, Haltung, Krankheiten, das Beizwild usw. Es ist heute noch gültig was die Abrichtung der Beizvögel betrifft. Nur die Behandlung der kranken Greifvögel ist natürlich heute durch den medizinischen Fortschritt und Medikamente besser als damals.

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Als der Mongolenfürst Dschingis Khan (1155 - 1227) mit seinem über 100.000 Mann starken Reiterheer ganz Zentralasien unterwarf, brauchte er für die Verpflegung seiner Krieger auch viel Fleisch. Deshalb führte er die unglaubliche Zahl von über 10.000 Falknern mit sich, die mit ihren Greifvögeln Wild erjagten.

Starke Impulse erfuhr die Falknerei auch durch die Kreuzzüge. Die Begegnung des deutschen Adels mit der Welt des Orients, indem die Beizjagd auch heute noch ihren festen Platz hat, führte zu einem gesteigerten Interesse in der Heimat.

Die Beizjagd bildete bis zum Ende des 17. Jahrhunderts einen wesentlichen Bestandteil der Jagdtechnik aller mittel- und westeuropäischen Völker. Der jagdrechtlichen Entwicklung entsprechend waren es nahezu ausschließlich der Adel und das von ihnen unterhaltende Berufsfalknerkorps, die die Beizjagd im „hohen Flug“ (mit Falken) ausübte. Dies war zum Teil mit hohen Kosten verbunden. Mancher Fürst oder König hatte bis zu 50 Berufsfalkner eingestellt. Dazu noch Hilfsfalkner, Pferdeknechte, Hundeführer mit entsprechend vielen Vögeln, Pferden, Hunden, Futter- und Unterbringungskosten. Der ein oder andere ruinierte sich dadurch oder führte den Staatshaushalt bankrott.

 

Der landansässige Adel beizte mit den Vögeln des „niederen Fluges“, meist Sperber oder Habicht, den man auch den Küchenvogel nannte. Weil man mit diesem gewandten Jäger sowohl Flug- als auch Bodenwild beizen kann. Das Wort „Beize“ ist übrigens abgewandelt von dem althochdeutschen Begriff „beißen“. Hierunter versteht man den Genickbiss des Falken, die ihrer Beute das Genick durchbeißen um sie zu töten.

 

Die Erfindung und Verbesserung der Schusswaffen führte im 17. Jahrhundert zu einem starken Rückgang der Beizjagd. Insbesondere dort, wo sie nur für die Küche betrieben wurde und nun durch den Fortschritt der Waffentechnik nicht mehr wirtschaftlich war. Der niedere Adel gab die Jagd mit dem Habicht deswegen rascher auf als die Landesfürsten, die die Schaujagd auf Milane oder Graureiher nicht missen mochten. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wandte sich der hohe Adel von der Beizjagd ab und betrieb im gleichen Eifer die zur Mode gewordenen Parforcejagden nach französischem Muster. Nur England und die Niederlande setzten bescheiden die Beizjagd fort.

 

Berthold Geis