Falknerei heute:

Die Beizjagd wird heute noch genau so ausgeübt wie vor Tausenden von Jahren. Die Abrichtmethoden und Ausrüstungsgegenstände sind die gleichen wie damals. Nur handelt es sich heute um gezüchtete und behördlich registrierte Greifvögel. Und der moderne Peilsender, mit deren Hilfe man seinen verstoßenen (entflogenen) Jagdkumpanen wieder finden kann, ist dazu gekommen. Dies kostet einige Nerven und man ist überglücklich, wenn man ein Signal im Empfänger hat um ihn dann wieder auf eine Beuteattrape zurück zu locken.

 K800 1.2.2014                                                                 

                                                             Falkner vom Orden Deutscher Falkoniere, Landesverband Hessen

 

In Deutschland geht man heute von ca. 2.000 Falknern aus, die einen Falknerjagdschein besitzen. Dies liegt zum einen an den gesetzlichen Vorgaben, denn wer Greifvögel hält und mit ihnen zur Jagd geht, muss zwei staatliche Prüfungen ablegen. Einmal die Jägerprüfung, die Voraussetzung ist und eine Falknerprüfung, die aus einem schriftlichen und praktischen Teil besteht. Dann hat auch nicht jeder die räumlichen Möglichkeiten, seinen Greifvogel art- und tierschutzgerecht nach den gesetzlichen Vorschriften unter zu bringen.

 

Greifvögel sind nicht dressier- oder domestizierbar. Sie sind von Natur aus Beuteneider und nicht Beuteteiler. Deswegen muss man ein Vertrauensverhältnis zwischen Greifvogel und Falkner aufbauen, durch das Tragen auf der Faust. Deshalb spricht man auch vom „Abtragen“. Dadurch akzeptiert der Beizvogel den Falkner in seiner Nähe. Er weiß dass er ihm nichts tut oder wegnimmt. So bleibt er auch später bei seiner geschlagenen Beute bis der Falkner ihm auf seinem Handschuh ein Fleischstück anbietet und er auf diesen übertritt. Das Beutewild kann dann vom Beizvogel unbemerkt in der Falknertasche verstaut werden.

 

Die Beizjagd ist nicht nur eine der ältesten, sondern auch eine faire und faszinierende Jagdart. Jeder der sie einmal erlebt hat, wie der Falkner im Einklang mit seinem Vogel jagt, wird begeistert sein. Entweder fängt der Vogel seine Beute oder sie entkommt. Von 6-8 Versuchen klappt vielleicht einer, so dass hauptsächlich schwaches oder unerfahrenes Wild gefangen wird.

 

Bei der letzten Baujagd auf Kaninchen konnte man das deutlich merken. Das Frettchen (gezähmter Iltis) schliefte in den Bau ein, nach kurzer Zeit sprang ein Kaninchen und wurde von dem Harris-Hawk angejagt. Kurz bevor er zupacken wollte schlug dieses einen Haken, der Harris-Hawk griff vorbei, sauste über das Kaninchen weg und landete verdutzt auf dem Boden, Chance vorbei. „Was ist das dann?“, wird er sicher gedacht haben und schaute dem flüchtenden Kanin nach. Ich lockte ihn mit einem kleinen Leckerbissen wieder auf den Handschuh. Da sprang auch schon das nächste Kanin, blitzschnelles Abschnellen des Harris von der Faust, ich hatte es noch gar nicht gesehen. Energisches hinterher jagen, man merkte richtig „das will ich jetzt“. Auch dieses Kanin schlug wieder einen Haken, aber diesmal war der Harris anscheinend darauf vorbereitet. Er kippte sofort über eine Schwinge ab und elegant flog er den Bogen mit. Die Fänge nach vorne gestreckt packte er das Kaninchen und hielt es fest, bis ich bei ihm war.

 

  Kanin5  
  Harris-Hawk, Wüstenbussard  

 

Die Beizjagd kann auch in Gebieten wo die Schusswaffe nicht eingesetzt werden darf, ausgeübt werden. So in Parks, Friedhöfen, Firmengeländen oder Industrielandschaften. Die Falkner legen großen Wert auf einen guten Gesundheits-, Ernährungs- und Trainingszustand ihrer Jagdvögel. Nur Beizvögel, die sich in optimalem Zustand befinden, sind in der Lage, den oft schwierigen Bedingungen beim Beutemachen gewachsen zu sein. Eine kontrollierte Nahrungsaufnahme und Training, ähnlich wie bei einem Spitzensportler, ist für die Jagdbereitschaft des Vogels Bedingung. Satte oder zu fette Vögel jagen auch in der Natur nicht, sie schonen ihre Energiereserven und fliegen nur zum Nahrungserwerb.

 

 

Berthold Geis